Kaffeebohnen selbst rösten und wie sie zu Espresso-Bohnen werden
Damit die Kaffeebohnen überhaupt nach etwas schmecken,
müssen sie geröstet werden. Und wenn es Espressobohnen werden sollen, dann erst recht! Aber wie wird die Kaffeebohne zur Espressobohne? Die Röstzeit und die Rösttemperatur machen den Unterschied! Damit die feinen Aromen, die leichte Süße und die Bitterstoffe (Würze!) in einem ausgewogenem Verhältnis zueinander stehen, braucht das Rösten von Kaffee sehr viel Fingerspitzengefühl, ein gutes Auge und ein gutes Gehör.
Was passiert mit den Kaffeerohbohnen beim Rösten?
Kurz gesagt:
Beim Rösten entstehen die von uns so geliebten Aromen!
Durch die Röstung wird den Bohnen Feuchtigkeit entzogen, in der Bohne entstehen Röstgase, dieser Prozess läßt die Aromen und die Bitterstoffe entstehen. Die letztendlich für den Kaffee- bzw. Espressogeschmack sorgen. Das führt außerdem dazu, dass die Kaffeebohnen bis auf das doppelte ihres Ursprungs größer werden und der dabei entstandene Innendruck der Kaffeebohnen sorgt für das hörbare Aufbrechen. Das nennt man fachsprachlich den „first crack“. Für die Espressobohne wird es ab dem „zweiten Knacken“, dem „second crack“, interessant! Auch die Maillard-Reaktion, die immer mehr zunehmende Verfärbung bis zum dunkelsten Braun, ist ein Maßstab für das Einschätzen der noch zu verbleibenden Zeit und/oder Temperatur des Röstvorgangs. Zu lange geröstet und die Espressobohnen werden zu bitter, zu kurz geröstet bekommen wir nicht die Aromen, die wir haben wollen! Zu heiß geröstet, verbrennen sie. Nachdem Rösten entwickeln sich die Espressobohnen weiter, wenn sie nicht umgehend gekühlt werden! Auch sehr wichtig zu wissen: Die austretenden Öle reagieren mit der Luft, zum einen verflüchtigen sie sich die Aromen, und zum anderen können sie ranzig werden! Daher nach dem Abkühlen luftdicht, lichtgeschützt, trocken und kühl aufbewahren (Zimmertemperatur, nicht im Kühlschrank! Zerstört die Aromen)!
Wie Sie die Kaffeebohnen selbst rösten – Eine Anleitung!
Wenn Sie den Duft von frisch gemahlenen Kaffeebohnen und vom fertig zubereiteten Espresso mögen, dann wird es Ihnen beim Rösten der Kaffeebohnen genauso gehen! Erst passiert gar nichts! Aber dann! Die Bohnen fangen an sich langsam zu verfärben, und mit der Zeit werden die würzigen Düfte immer stärker wahrgenommen. Die herrlichen frischen Aromen werden Ihnen langsam in die Nase steigen. Von fruchtig, blumig bis schokoladig, zartbittrig können die
Aromen sein, die Sie erleben werden. Eine Symphonie der Düfte! Voller Stolz werden Sie ein
hochwertiges Produkt präsentieren können!
Kaffeebohnen selbst rösten – Die Anleitung
Erste Übung, die Sinne schärfen!
Rösten mit den Augen, hier werden beim Röstvorgang die Kaffeebohnen auf farbliche Veränderungen hin beobachtet. Nehmen Sie fertige Espressobohnen als Farbmuster!
Rösten mit den Ohren, hier wird auf das Knacken der Kaffeebohnen geachtet. Das erste Knacken, der „first crack“, erfolgt nach kurzer Röstzeit (abhängig von Temperatur und Bohnensorte). Das zweite leisere Knacken, der „second crack“ erfolgt kurze Zeit später. Ab jetzt wird der Kaffee zum Espresso, da die Säuren weniger werden und die Aromen sich vervielfältigen.
Und nicht zu unterschätzen, das Rösten mit der Nase. Mit der Zeit und ein wenig Übung ist es möglich auf Grund von Gerüchen, die beim Rösten der Kaffeebohnen entstehen, den richtigen Moment des fertigen Röstzustands am Geruch der austretenden Aromen zu erkennen, um dann den Röstvorgang gegebenenfalls abzubrechen!
Achten Sie darauf die Rösttemperatur langsam zu steigern, umso einheitlicher, ausgewogener und harmonischer werden Ihre Kaffeebohnen geröstet. Da die Bohnensorten, wie Arabica und Robusta, auf den Röstvorgang unterschiedliche reagieren, sollten Sie nur sortenrein rösten. Somit braucht jede Kaffeebohnensorte ihre individuell angepasste, perfekte Rösttemperatur und Röstdauer!. Die professionellen Röster legen sich für jeden Röstvorgang ein sogenanntes Röstprofil an, dass Ihnen ermöglicht immer sehr gleichbleibende, hochwertige Ergebnisse zu erzielen.
Sie merken wie wichtig es ist sich immer alles genau aufzuschreiben. Wenn man den Anspruch hat
Qualität herzustellen. Darum notieren Sie sich bitte:
- Welche Sorte
- Anbauland
- Start des Röstvorgangs
- Wann beginnt die Verfärbung
(nehmen Sie eine fertige Bohne als Muster!) - Wann ist der „erste crack“
- Wie ist jetzt die Verfärbung
- Wann der „zweite crack“
- Und wie ist jetzt die Verfärbung
- Ab wann haben Sie etwas riechen können
- Was haben Sie riechen können
- Wann wurde der Röstvorgang beendet
Bei fast allen der genannten Punkten ist es somit wichtig auf Röstzeit und Rösttemperatur zu achten, wenn Sie Kaffeebohnen selbst rösten. Also, immer schön mitschreiben, damit Sie den Überblick behalten! Am Anfang sollten Sie nur kleinere Mengen rösten, bis Sie sicherer geworden sind.
Geröstet wird entweder mit kurzer Zeit und hohen Temperaturen oder langer Zeit mit niedrigeren Temperaturen.
Ein paar Zahlen für die Röstung von Rohkaffeebohnen
Klären Sie für sich welches Verfahren es sein soll! Lange Zeit mit geringeren Temperaturen oder das Verfahren mit der kürzeren Zeit, dafür aber mit höheren Temperaturen.
Bei dem ersten Verfahren, wenn es Espressobohnen werden sollen, werden die Zeiten bei 12 bis 20 Minuten liegen. Bei einer Rösttemperatur von 160°C bis 210°C.
Das zweite Verfahren ist eher für den klassischen Kaffee geeignet. Bei einer Zeit von ca. 4 bis 8 Minuten, können die Rösttemperaturen bei 240°C und höher liegen. Nachdem Rösten sollten die Bohnen schnell runtergekühlt werden. Damit der chemische Prozess, der in der Bohne stattfindet, zum Erliegen kommt. Mit Hilfe eines Siebes und einem Fön mit Kalteinstellung funktioniert das ganz gut! Die fertig gerösteten Espressobohnen sollten noch ca. 3 bis 4 Tage ruhen, bevor Sie sich mit den Bohnen Ihren Espresso zubereiten. Damit Sie möglichst lange etwas von den Aromen haben, sollten Sie die gerösteten Bohnen nach dem Abkühlen gut verschlossen, in einem dunklen und trockenem Gefäß bei einer Temperatur die nicht höher als 20°C haben sollte aufbewahren.
Am besten eignen sich Behälter aus Glas, Porzellan oder Keramik.
Kann man Kaffeebohnen nach rösten?
Können Sie machen! Bedenken Sie nur das der chemische Prozess beim Röstvorgang bereits abgeschlossen wurde und bei Wiederaufnahme der Röstung mit einer ganz andere Ausgangssituation zutun haben. Einfach mal ausprobieren. Mehr als das es ungenießbar wird kann nicht passieren. Sie werden Ihre kostbare Erfahrung machen und wieder ein wenig mehr wissen!
Was bedeutet die Bezeichnug „torrefacto“ bei Espressobohnen?
Espressobohnen mit der Bezeichnug „torrefacto“ stehen für eine besondere Art des Röstens, die in Spanien häufig vorkommt. Torrefacto bedeutet übersetzt „geröstet“. Das Besondere dabei ist, dass den so gekennzeichneten Bohnen während des röstens Zucker beigemischt wird. Damit sollen die Säuren und Bitterstoffe reduziert werden und die Aromen in den Vordergrund gebracht werden. Am Ende werden ca. 1/3 „Torrefacto-Bohnen“ und 2/3 normal geröstete Bohnen miteinander vermischt.
Diese Mischung mit den karamellisierten Espressobohnen führt zu einem besonderem Geschmackserlebnis! Sollten Sie mal probiert haben.
Hinweis! Die „Torrefacto-Espressobohnen“ sind im karamelisiertem Zustand, und führen nicht mehr oder weniger zur Verunreinigung des Mahlwerks einer Espressomühle, wie es herkömmlich geröstete Bohnen auch tun würden.
Wie das Rösten roher Kaffeebohnen in der Praxis aussieht, können Sie sich hier ansehen!
Die in dem YouTube-Video „Kaffee selber rösten – so geht’s“ benutzte Röstmaschine können Sie sich jetzt hier* genauer ansehen! Und gleich bestellen!